Stress? Kenne ich nur vom Hörensagen…
Jeden Morgen stehe ich um 5.30 Uhr auf und genieße stressfrei die ersten 2 Stunden des Tages nur für mich, bevor ich den Sohn zur Schule fahre.
Unter der warmen Dusche zelebriere ich das langsame Wachwerden mit einem Aromatherapie-Duschbad. Sonst immer. Nur heute nicht. Heute fällt das langsame Wachwerden etwas schneller aus, denn das Wasser perlt eiskalt aus dem Duschkopf. Zum Glück hatte ich mich noch nicht eingeschäumt. Also schnell in den Bademantel schlüpfen und im Keller nach der Therme sehen. Die Therme zeigt “Fehler Heizgerät”. Na toll! Darum ist es im Haus auch so kalt! Leicht zitternd suche ich nach der Betriebsanleitung, die ich aber ohne Lesebrille nicht lesen kann. Wo ist meine Lesebrille? Oben im Bad, natürlich. Also wieder die Treppen rauf ins Bad. Dort liegt alles Mögliche, aber keine Lesebrille.
Gut, dann muss die Therme eben warten, bis alle aus dem Haus sind, und ich genug Zeit für Lesebrille und Betriebsanleitung habe. Schnell ungeduscht anziehen und die Pausenbrote für den Kleinen schmieren. Mein morgendliches Zitronenwasser muss ebenfalls warten, bis ich, ähm, neue Zitronen gekauft habe. Ach guck, auch kein Brot mehr im Brotkorb. Kein Knäckebrot mehr im Schrank, kein Zwieback, kein Joghurt für Müsli, und wer wäre eigentlich dran gewesen mit Einkaufen? Der Mann? Ich? Egal! Eier sind noch da, also schnell Notfallpfannkuchen fürs Frühstück und die Schulpause backen, Nutella drauf (böse, böse) und das Kind wecken.
Der Sohn will nicht aufstehen, er will erst noch kuscheln. Mensch, schon kurz vor sieben! Der Mann kommt ins Kinderzimmer und will auch noch kuscheln, bevor er zur Arbeit fährt. Ich wühle mich frei aus zwei männlichen Umarmungen und suche hektisch das letzte Paar saubere Unterwäsche für den Sohn aus dem Schrank. Von den Socken finde ich nur einen, der andere ist verschollen. Muss er heute halt Strumpfhosen tragen, es ist ja kalt genug im Haus. Meine Lesebrille hat immer noch niemand gesehen. Meinen Autoschlüssel übrigens auch nicht. Der hat wahrscheinlich mit dem Garagenöffner eine heiße Nacht verbracht und beide liegen irgendwo in einer Ecke und kuscheln auch.
Iss jetzt endlich deinen Pfannkuchen auf, wir kommen zu spät!
Der Sohn beeilt sich mit dem Trinken der Milch, und Mütter wissen, was das heißt. Die Milch schwappt großzügig auf den Pullover, also noch mal schnell das Oberteil wechseln und dann die Schuhe anziehen. WO SIND DIE VERDAMMTEN SCHUHE? Wieder nur einer da. Der liegt wahrscheinlich gemütlich beim Autoschlüssel und dem Garagenöffner. Tatsächlich! Alles zusammen liegt unter der Jacke auf der Treppe, WO DAS ALLES NICHT HINGEHÖRT! *hier erweiterte umgangssprachliche Flüche einfügen*
Jetzt aber zackzack, raus aus dem Haus und ab ins Auto! Das Spinnennetz vor der Haustür legt sich wie ein kühler Hauch auf mein Gesicht – ich schaffe mühelos das hohe C – und die Nachbarn sind jetzt alle wach.
Stress? Kenne ich nur vom Hörensagen. Gott sei Dank sind noch Pfannkuchen da. Und Nutella auch…
Die 5 Arten, wie Menschen tendenziell mit Stress umgehen*
- Sich Sorgen machen
- Wütend werden
- Den Mut verlieren und sich besiegt fühlen
- Es persönlich nehmen (es ist meine Schuld/ich habe etwas falsch gemacht)
- Die Suche nach einer Ersatzbefriedigung, z.B. Pfannkuchen *hüstel*, Pizza, Chips, Sex
Und? Erkennen Sie sich wieder? Ich auch! Mein Beispiel zu Beginn des Artikels umfasst gleich alle fünf Punkte – und der Tag ist danach noch lang. Ich weiß also, ich muss unbedingt an meiner Stressbewältigung arbeiten!
Die fünf Bewältigungsmechanismen sind sozusagen die genetisch bedingte “Werkseinstellung” unseres Körpers. Sie zu kennen und zu akzeptieren ist der erste Schritt, um ihnen nicht zum Opfer zu fallen. Das Geheimnis der Akzeptanz? Sie beruhigt das überaktive Nervensystem und ist der erste Schritt zu einem klügeren Umgang mit Stress, denn wir können nur das ändern, was wir auch kontrollieren können.
Es gibt verschiedene Methoden, um das Gehirn im Umgang mit Stress umzutrainieren. Die bekanntesten, und erwiesenermaßen wirkungsvollsten, sind: Meditation, Yoga, Qigong, Achtsamkeit, Progressive Muskelrelaxation nach Jacobson, Autogenes Training und vieles mehr, worauf ich in Teil 2 der Reihe STRESS zurückkommen werde.
Bleiben Sie dran!
Was stresst Sie besonders und wie gehen Sie mit Stress um? Erzählen Sie doch mal!
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Fotcredit: picjumbo
Moin, moin,
ich habe ja schon auf Instagram geantwortet … wie gesagt, der Begriff “Stress” wird inflationär gebraucht. Ich hätte jetzt gesagt, das war ein hektischer Morgen. Wenn alle aus dem Haus sind, kehrt ja wieder Ruhe ein, man kann sich sammeln und den Tag angehen. – Mein Tag beginnt um 5.00 Uhr, ich brauche ein bisschen Zeit, um richtig wach zu werden, aber spätestens 6.30 muss ich los, um nicht zu spät zur Arbeit zu kommen. Da ich mich morgens eine halbe Stunde mit LKWs und sehbehinderten Patienten einer Augenklinik auf der Straße befinde, habe ich Gleitzeit vereinbart und arbeite abends die Zeit nach, die ich morgens länger brauche. Ich bearbeite 4 Mandanten mit unterschiedlichen Ansprüchen in Sachbearbeitung und Buchhaltung und muss mir meine Zeit gut einteilen, damit für mich und die anderen kein Stress aufkommt, aber mit Routine und einem sonnigen Gemüt gelingt das die meiste Zeit meiner 8 – 9 Stunden im Büro. Abends dann die Tour zurück und Termine aus Freundschaften, Ehrenamt, Kosmetik, Friseur, Einkauf … und was sonst noch so anfällt, so dass ich selten vor 18.00 Uhr zu Hause bin. Als meine Tochter klein war, habe ich die meisten Termine ausgelassen und mich auf die Familie konzentriert. Ehrenamt runter gefahren, Freunde nach Hause eingeladen und nicht so oft (Qualitytime), aus der Zeit resultiert z. B., dass ich nur noch ein mal die Woche einkaufen gehe (nicht shoppen!) und das funktioniert super. Ich fühle mich “gut beschäftigt” und sehr selten gestresst. Stress kommt auf, wenn mehr in den Tag gepackt werden soll. Wichtige, ungeplante Termine, Kranke in der Familie oder noch schlimmer, ich selber oder Kollegen, die vertreten werden müssen. – Das sind dann Sachen, die ich schlecht ändern kann und die ich irgendwie aushalten muss, das ist dann Stress.
“Geht nicht” wird selten akzeptiert, ein klares “Nein, das schaffe ich nicht” dagegen schon.
In diesem Sinne wünsche ich noch eine schöne Restwoche!
LG Kate
Liebe Kate, danke für deinen Beitrag. Ich finde nicht, dass der Begriff inflationär gebraucht wird, denn die meisten Menschen fühlen sich durchaus getresst. Meine Arbeitstage waren z.B. nie kürzer als 12 Stunden, im Führungsjob sogar 16 Stunden. Aber, und da gebe ich dir Recht, man kann Stress auch positiv sehen und durch gute Organisation einiges auffangen. Das gelingt aber nicht immer und nicht jedem. Stress ist übrigens messbar! Aber dazu gibts einen gesonderten Beitrag. Liebste Grüße, Valérie
Sehr schön geschrieben. Macht Spaß zu lesen. Mit Stress umgehen? Tatsächlich Yoga und Meditation, Musik. Und mir eine bunte Sammlung an Hobbies zulegen, die je nach dem für Ablenkung und Ausgleich sorgen – zumindest aber für andere Gedanken. Stressphasen stehe ich irgendwie durch und suche danach gezielt Ruhephasen und Dinge die gut tun. Manchmal entsteht dabei allerdings auch schon Freizeitstress 😉 Weil man MUSS noch zum Yoga 😉
Liebe Barbara, Freizeitstress ist positiver Stress, und der ist wiederum gut für uns und hält jung! 😉 Magst du hier verraten, wie du meditierst (App? Buch? Kurs?) und welche Musik du zur Entspannung hörst?
Ich habe in einem Kurs eine Meditationstechnik gelernt. Ansonsten ist Youtube eine gute Quelle. Da gibt es tolle Sachen (und viel Mist). Also immer wieder neu ausprobieren 🙂 Die Musik ist situationsbedingt. Manchmal laute Gute-Laune-Musik und manchmal leise Klassik 🙂 Mit “typischem” Entspannungsgedudel mit Vogelzwitschern und Bachrauschen kann ich nicht so viel anfangen.
LOOOOOOOL – der Beitrag war auf jeden Fall “Anti-Stress”, denn nichts entspannt so schön wie ein fröhliches Lachen! Danke für den Beitrag! :-*
Gerne! 🙂 *rennt in den Keller um die Therme neu zu starten* *wartet immer noch auf den Monteur* *Fingertrommeln*
kalt duschen soll übrigens auch gegen Stress helfen 😉
Nur bedingt. Es gibt nämlich ein Gen, das dafür verantwortlich ist, dass kaltes Duschen Stress auslöst. Das habe ich bestimmt. BESTIMMT! 😉
Hallo Valérie!
Oh ja, der böse Stress… und es gibt so viele unterschiedliche Arten von dem bösen Ding. Manchmal ist es auch gar nicht böse und verursacht trotzdem Pickel (vor der Hochzeit z.B.).
Mein bösestes und nachhaltigstes Erlebnis mit Stress liegt schon einige Jahre zurück. Hat mir aber massive Herzprobleme beschert, an deren Ende es hieß: Sie müssen Betablocker nehmen. Da war ich 29. Und nicht einverstanden damit, schon so früh so Hammermedikamente zu nehmen. Alternativ wurde mir dann von meinem Psychologen eine kombinierte Therapie von Gesprächen und Autogenem Training vorgeschlagen. Ich war offen für alles, bloß nicht irgendwelche Tabletten schlucken, die mich total dune machen… Also, Therapeut gesucht, bzw. Therapeutin und mich drauf eingelassen. Es war großartig. Es hat geholfen. 1,5 Jahre bin ich hingegangen, dann sollte ich mich mal alleine mit dem Autogenen Training versuchen und bei Hilfe war meine superliebe, tolle Frau Doktor an meiner Seite, wenn ichs nicht allein packe. Bisher habe ich sie übrigens zwei mal in den nun bald 20 Jahren gebraucht. Ansonsten hat mir das Autogene Training und erst mal das Aussprechen gewisser Dinge sehr geholfen und einen Weg gezeigt, wie ich mit Stress zumindest besser umgehen kann. Ganz vermeiden lässt sich Stress und seine Auswirkungen nie, aber man kann das dann selbstständig wenigstens wieder in die richtigen Bahnen lenken. Macht schon was aus!
Ach ja, ganz wichtig ist auch das Wörtchen “Nein”, was man wieder in seinen Wortschatz aufnehmen sollte 😉 Hilft auch, wenn man sich nicht bei allem und jedem berufen sieht, helfen zu MÜSSEN oder auch einfach mal was ablehnt 🙂
Mein Herz ist wieder gesund (wenigstens das *gg*) und Medikamente brauche ich dafür auch nicht! Und ab und zu klinke ich mich mit Autogenem Training aus und genieße das wohlige Gefühl, wenn ich meine Lieblingsübungen gemacht habe 🙂
Liebst
Bine
Oh je, liebe Biene, da hast du ja ausgiebig Erfahrungen mit dem Thema Stress gemacht. Ich danke Dir sehr, dass du so offen über Deinen Weg gesprochen hast, und ich freue mich noch mehr, dass du es geschafft hast, dich aus der Stressspirale zu befreien. <3 Liebste Grüße, Valérie