3 Szenarien für eine Welt nach Corona: Von optimistisch bis pessimistisch
Die Zeiten von freiwilliger Isolation und Kontaktverbot scheinen vorbei, obwohl die Corona-Pandemie noch nicht besiegt ist. Kaum sprechen Politiker von “Lockerungen”, schon interpretiert das Volk: “Alles ist gut!” und will raus, raus, raus.
Menschen strömen in wiedereröffnete Geschäfte, als gäbe es kein Morgen, und als hätten sie nach langer Abstinenz einen Kaufrückstand aufzuholen. Schulen werden wieder geöffnet, aber doch nicht so ganz, erstmal freiwillig, aber doch nicht so ganz freiwillig, denn das Abitur muss ja gemacht werden.
Ein Gutes hatte die freiwillige Quarantänezeit ja: Endlich versteht man die Matheaufgaben, an denen man als Kind scheiterte. Endlich keine Albträume mehr, dass man die Matheklausur nicht schafft! Dank wochenlanger #StayAtHome-Zeit und Homeschooling verfüge ich nun über praktische Zusatzqualifikationen als Lehrerin und Köchin, denn was glauben Sie, was so eine Familie Zuhause alles isst an einem Tag.
Kochen und Lernen. Brot und Spiele.
Da ist es auch gar nicht mehr so schlimm, wenn in der Krise die Aufträge wegbrechen oder der Job gekündigt wird, denn wenn alles wieder läuft, werden an den Schulen händeringend Quereinsteiger als zusätzliche Lehrkräfte gesucht. Ich fühle mich dafür inzwischen gut gerüstet, ja, fast überqualifiziert. Ich könnte sogar Online-Unterricht geben, kenne ich mich doch sehr gut mit Social Media und allem möglichen Computergedöns aus – ganz im Gegensatz zum “normalen” analogen Lehrer. Obwohl – vielleicht bin ich damit schon wieder überqualifiziert? Ich blogge hier also erstmal meine 3 Szenarien für eine Welt nach Corona. Schuster, bleib bei deinen Leisten…
Szenario 1 für eine Welt nach Corona: Anpassung
Die Menschheit lernt aus der weltweiten Pandemie eine Lektion fürs Leben und geht gestärkt aus dieser Krise hervor. Veränderungen machen uns ab jetzt keine Angst mehr. Der bisherige Job ist weg? Dann machen wir eben etwas anderes. Jemand braucht unsere Hilfe? Wir halten zusammen und helfen! Die Restaurants bleiben geschlossen? Dann stellen wir ruckzuck einen Lieferdienst auf die Beine. Krankenhäuser werden besser ausgestattet und systemrelevante Berufe besser bezahlt. Gegenseitige Hilfe beschränkt sich nicht mehr nur auf den engsten Familienkreis, sondern auf Städte, Länder, die ganze Welt. Gemeinsam hat man einen Feind besiegt, der vor keiner Nationalität halt macht. Das schweißt zusammen und eröffnet ganz neue Möglichkeiten auf mannigfaltigen Ebenen.
Szenario 2 für eine Welt nach Corona: Rückbesinnung
Die Corona-Krise hat uns gezeigt, was wirklich wichtig ist: Gesundheit, Familie, Zusammenhalt, ein eigener Garten. Nie mehr soll es uns passieren, dass wir keine Medikamente, Schutzmasken oder Nahrungsmittel haben, weil wir die Produktion nahezu vollständig in andere Länder auslagerten. Die Menschen wollen weniger Globalisierung, weniger Großstädte und mehr Regionales.
Lokal statt global.
Obst und Gemüse wird im eigenen Garten angebaut. Jahreszeitlich aktuelle Lebensmittel kauft man vom Bauern nebenan, anstelle von Superfoods und der eingeflogenen Avocado im Supermarkt. Das neue Ideal ist das Leben auf dem Land, weit ab von überfüllten Städten und dem ewigen “höher, schneller, weiter”. Das Dorf wird zum erweiterten, aber überschaubaren Beziehungsnetz: Kinder, Eltern, Großeltern und Freunde, Nachbarn, Lehrer und Erzieher sind füreinander da und helfen sich gegenseitig. Werte werden wieder wichtig: Der Respekt vor anderen Menschen und die Verantwortung für das, was man tut.
Szenario 3 für eine Welt nach Corona: Höher, schneller, weiter, mehr!
Orgien, wir wollen Orgien!
was für Asterix und Obelix gut genug ist, ist uns gerade recht! So wie sich die Menschen zurzeit bei den ersten Corona-Lockerungen verhalten, scheint mir Szenario 3 das wahrscheinlichste zu sein. Ich erwarte Zustände wie im alten Rom: Dekadenz, Verschwendung, Völlerei und zügellosen Sex.
Die meisten Menschen werden all das nachholen wollen, worauf sie Dank Corona verzichten mussten: Partys, Feste, Fußball, Reisen, Konsum. Das Leben wird noch schneller, noch ungehemmter, noch egoistischer werden. ICH, ICH, ICH wird die oberste Prämisse sein. Denn wer weiß, vielleicht lauert an der nächsten Ecke schon ein weiterer Virus darauf, die Menschheit zu vernichten. Und bis dahin wollen alle leben, so gut und intensiv wie es nur geht. “Höher, schneller, weiter” wird das neue Ideal.
Vielleicht wird aber auch ein ganz klein wenig Vernunft Einzug halten. Fast alle Menschen werden ab jetzt Klopapier, Gesichtsschutzmasken und Desinfektionsmittel vorrätig haben. Ach ja, und Mehl. Ganz viel Mehl und Hefe. Ich freue mich dann schon auf den Herbst, wenn die nächste Plage die Menschheit heimsucht: Lebensmittelmotten.
Ein weiteres Krisen-Aha zwischendurch finden Sie im Ü-50 Blog der lieben Uschi. Lesenswert!
Welches Szenario haltet ihr für das wahrscheinlichste? Erzählt doch mal!
Stay strong. Stay healthy. Care for yourself!
Wenn ich mir angucke, was im Land gerade an Dummheit und Egoismus abgeht, sobald das Wort “Lockerungen” fiel, wird mir eines klar: ich kann NICHTS vorher einschätzen!
Doch was ich persönlich mir wünschen würde, weiß ich genau – eine gute Kombination aus Deinen Szenarien 2 und 1. Und ich fürchte mich davor, daß stattdessen 3 die Oberhand gewinnen könnte.
Danke für diesen sehr schönen Beitrag, liebe Valérie. Ich habe schon seit Tagen den Wunsch, dazu zu bloggen, doch dann bleibt mir quasi immer das Wort in der Tastatur stecken. Weil meistens sowieso schon woanders gesagt/geschrieben/getwittert. (Ein sehr schönes Familienfoto übrigens, Ihr mit Euren Masken…)
Lieben Gruß aus Aachen!
Danke für deinen Beitrag, liebe Uschi! Natürlich sind meine 3 Szenarien alle etwas überzogen, aber meiner Empfindung nach sind alle 3 möglich – 1 + 2 leider weniger als 3. 😉 Ich würde übrigens gerne einen Blogbeitrag von dir zu dem Thema lesen! <3
Das kannst Du jetzt, ich habe einen Beitrag geschrieben – danke für Deinen Schubs! Bei Interesse hier entlang: https://ichtuwasichkann.de/corona-gedanken-april2020/
Liebe Valérie,
Du sprichst mir aus der Seele. Und ich schließe mich der Vorkommentatorin an: Ich kann diese Ignoranz auch nicht verstehen. Wir sollten die neuen Lockerungen mit Vorsicht genießen und nicht mit Exzess reagieren. Ein weiterer lockdown wäre schlimm und nur wir alle können das verhindern.
Ansonsten wünsche ich mir Deine Szenarien 1 und 2 auch. Und dir einen schönen Sonntag.
Viele Grüße
Nicole
Liebe Nicole, danke für dein Feedback. Ich atme jedes Mal ein wenig auf wenn ich lese, dass andere genauso empfinden. Manchmal habe ich das Gefühl, dass der gesunde Menschenverstand so langsam verloren geht. ? Genieß die Sonne und den Sonntag! ☀️