Meine neue Designer-Handtasche oder “ein Apple und ein iMac”

Als passionierte Online-Käuferin kann mich gar nicht mehr so recht daran erinnern, wann ich das letzte Mal shoppen war. Also so richtig shoppen. In einer echten Stadt mit richtigen Geschäften und schlecht beleuchteten Umkleidekabinen, mit unfreundlichen VerkäuferInnen und ungeduschten Menschen, die sich im Gewühle an mir reiben.

Nicht, dass ich das vermisst hätte, aber wenn der Ehegatte mich zum Powershopping auf Düsseldorfs teuerste Einkaufmeile einlädt, dann kann ich ja schlecht nein sagen, oder? Er murmelte etwas wie “zum Geburtstag kannst Du Dir eine Handtasche aussuchen oder Schmuck oder was du willst”, und als ich aus meinem Schockzustand erwachte, befanden wir uns schon mitten auf der Kö vor dem ersten Designerladen mit Designer-Handtaschen. In großen, pompös dekorierten Schaufenstern schwebten neckisch winzige Designer-Handtäschchen jeglicher Couleur, und noch winzigere Preisschilder links unten im Schaufenster zeigten gigantische Designer-Preise.

Der Mann zuckte mit keiner Wimper.

Er ließ sich auch nicht von grimmig dreinblickenden Bodyguards abschrecken, die nicht zahlungskräftige Kunden schon vor dem Betreten des Shops vor Schreck erstarren lassen. Selbst bei den gelangweilt dreinblickenden, Boy George-ähnlich geschminkten Verkäuferinnen zuckte er mit keiner Wimper, als sich folgender Dialog entspann:

“Wie hoch genau ist das Vermögen, dass Sie gedenken bei uns auszugeben? Ein kleines, ein mittleres oder ein richtiges Vermögen?” – “Ein Richtiges.”

Ok, Sie haben aufgepasst, der Dialog stammt natürlich aus dem Film Pretty Woman, aber der Ehegatte sah gestern wirklich ein wenig aus wie Richard Gere, als er vor mir so lässig mit seiner Goldcard wedelte.

Und auf einmal hatte ich keine Lust mehr auf überteuerte Mini-Designer-Täschchen mit großem Designerlogo. Auch die Auslagen eines bekannten Juweliers, bei dem schon Audrey Hepburn gerne frühstückte, ließen mich kalt.

Stattdessen zogen wir planlos und etwas frustriert von Geschäft zu Geschäft, umringt von Menschen in mittelalterlichen Kostümen und zahlreichen Manga- und Pokemonfiguren. Wer geht auch schon am Japan-Tag in Düsseldorf einkaufen… Ich Anfänger. Das Onlineshopping hatte mich der harten Einkaufsrealität völlig entfremdet.

Schließlich zog es uns zu einem netten Feinkostladen mit schickem Apfellogo. Und dort fand ich meine neue Handtasche und ich liebe sie sehr. Modell Apple iMac. Zugegeben, sie ist ein bisschen groß, und schwer ist sie auch – gucken Sie mal oben im Bild. Vielleicht stelle ich sie mir einfach auf den Schreibtisch, damit ich sie täglich beim Arbeiten ansehen kann. Davon habe ich doch viel mehr, als von einem Mini-Designertäschchen, oder? ODER?