Es ist nie zu spät … für eine neue Geschäftsidee. Heute: Stephanie Krist und CentiBra

Stelle dich bitte meinen LeserInnen vor. Wer ist die Frau hinter CentiBra?

Ich bin Stephanie Christ, 47 Jahre alt und die Gründerin von CentiBra, dem Onlineshop für maßgefertigte BHs! Über 22 Jahre lang flog ich als leitende Flugbegleiterin um die Welt. Dann bremste ein Bänderriss mich aus, brachte mich zum Nachdenken – und ich gründete mein Unternehmen CentiBra.

Fehlt dir das Fliegen momentan?

Nein, gar nicht. Ich bin so lange geflogen, und jetzt gehe ich auf in meiner Arbeit mit CentiBra. Das ist mein Herzblut und mein Baby, sozusagen. Da steckt meine ganze Energie drin, und ich hätte gar keine Kraft, irgendetwas anderes nebenbei zu machen.

Das heißt, aus dem Teilzeit-CentiBra könnte so ein Vollzeit-CentiBra werden?

Das ist es schon! Ich merke, dass es ankommt und wächst. Ich weiß noch, damals, vor zweieinhalb Jahren, es war Sonntag, der 15. Mai, als wir live gingen. Meine Güte, ich war so aufgeregt. Und dann sehe ich, wie viele Leute auf meine Webseite kamen. Das war unglaublich faszinierend.

Wie bist du überhaupt auf die Idee gekommen, CentiBra zu gründen? Hast du selber so schlechte Erfahrungen gemacht mit BHs?

Also ich habe nie einen passenden BH gefunden. Immer nur Notlösungen. Alle zwei Jahre habe ich mich mal in die Geschäfte gewagt. Das war immer eine riesen Prozedur, um nach einem BH zu suchen. Und dann fand ich nichts Passendes. Nur Notlösungen und komische Kommentare der Verkäuferinnen. Aber der ausschlaggebende Punkt war, als ich mal in dieser Umkleide gestanden bin und das Licht war so schlecht. Und dann, ich weiß es noch ganz genau, habe ich mir gedacht: ” Es wäre so schön, wenn es BHs nach Maß gäbe!” Und ab da war die Idee in meinem Kopf. Damals dachte ich aber: “Wie soll ich das jetzt überhaupt verwirklichen? Also wie soll ich das machen?”

Und dann passierte das mit dem Bänderriss. Ich knickte einfach um und konnte sechs Wochen lang nicht fliegen. Also saß ich zuhause und dachte mir: „Okay, was machst du jetzt?“ Dann begann ich alles aufzuschreiben. Ideen für maßgeschneiderte BHs. Und dann hat es mich nicht mehr losgelassen. Zweieinhalb Jahre nach dem Bänderriss stand das Produkt und ich ging live mit CentiBra.

Und wie fandest du dann jemanden, der BHs nach Maß näht?

Ich musste das Rad quasi komplett neu erfinden. Denn mit der Messmethode “einmal nur obenrum” und “einmal nur Unterbrustumfang” war ich nicht zufrieden. Ich entwickelte schließlich mein eigenes Messsystem, mit dem ich jede Frau ausmessen konnte und mit dem ich genaue Cup-Größen hinbekam.

War das so à la “Trial and Error”, oder wie kann ich mir das vorstellen?

Ja, ich habe viel überlegt, viel technisch gedacht, und auf einmal war es da. Dann habe ich mit Proben angefangen. Mit Freundinnen aus dem Haus, Mitbewohnern, und dann merkte ich: „Ja, das funktioniert!“

Und wo lässt du die BHs nähen?

Ich suchte weltweit, weil es das in Deutschland noch nicht gab. Massenware konnte man hier produzieren, ja, aber BHs auf Maß arbeiten, sodass richtig gute Qualität dabei herauskommt, das habe ich nicht gefunden. Aber mein Geschäftspartner ist Iraner. Und irgendwann sagte ich: “Wollen wir nicht mal da gucken? Und so kam ich zum Iran und ließ dort mehrere Proben fertigen. Schließlich fand ich einen Schneider, mit dem ich super zufrieden war.

Wie viele Näherinnen arbeiten denn inzwischen für dich?

Inzwischen arbeiten fünf Näherinnen und Näher für mich. Wir kennen uns und haben einen ganz tollen Kontakt. Sie sind extrem motiviert und die Qualität ist seit Beginn gleichbleibend hoch. Ich lege Wert auf faire Arbeitsbedingungen, und dass die Produktion wirklich frauenfreundlich ist.

Du hast dich also einfach getraut, und deine Idee Wirklichkeit werden lassen. War das für dich ein Thema, dass du dir gedacht hast: “Mensch, jetzt hab ich schon so lange als Flugbegleiterin gearbeitet, soll ich jetzt wirklich das Risiko eingehen und mich selbstständig machen?”

Nein, gar nicht. Das war für mich so ein richtiger Herzenswunsch! Und ich wollte das. Ich wollte das schaffen. Ich wollte wirklich, dass jede Frau in Deutschland die Möglichkeit hat, einen maßgefertigten BH zu bekommen. Das hat mich nicht mehr losgelassen. Und das war auch keine Last. Ich habe einfach gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet, bis es dann soweit war.

Man spürt deine Leidenschaft und vor allen Dingen auch so eine liebevolle Denkweise über Frauen, denn du machst das ja nicht nur für dich.

Ganz genau. Und ich habe so schöne Kommentare bekommen zu meinen BHs. Denn viele Frauen fragen sich wirklich: “Meine Güte, warum finde ich keinen passenden BH? Bin ich irgendwie komisch gebaut?” Dabei ist es ganz einfach: Es gibt zwar BHs von der Stange, aber es gibt keine Menschen von der Stange. Jede Frau ist einzigartig. Darum kann ein BH von der Stange eigentlich nie optimal passen.

Wie hat denn dein Umfeld darauf reagiert, als du gesagt hast: “Ich mache mich jetzt selbstständig mit CentiBra.”

Ich weiß noch, damals rief ich meine Eltern an und sagte: “Also setzt euch mal. Ich muss euch etwas Wichtiges erzählen. Nein, ich bin nicht schwanger – ich gründe eine Firma!”

Es war so schön, sie waren sofort begeistert und sofort dabei. Mein Papa meinte erst noch: “Steffi, im Kaufhaus in der Dessous-Abteilung ist doch alles voller BHs. Meinst du, das ist ‘ne gute Idee?“ Da meinte ich nur: “Ja, alles voller BHs, aber für mich ist kein passender dabei.” Und ab da waren sie voll dabei, genau wie meine Geschwister. Mein Bruder hat damals sogar meine erste Webseite gemacht.

Was rätst du denn anderen Frauen, die vielleicht auch eine tolle Idee im Hinterkopf haben, aber die sich nicht trauen, weil das familiäre Umfeld oder der Partner sagen: “Bist du verrückt? Du hast einen tollen Job. Warum willst du das jetzt riskieren?”

Meine Devise heißt: Nichts unversucht lassen! Das war schon immer so. Ich wollte mir nie etwas vorwerfen wie: “Ach, hätte ich das damals doch gemacht …” Und jetzt bin ich so glücklich, dass ich es gewagt habe. Und das war nicht einfach, denn ich musste ja dieses Messsystem entwickeln, ich musste einen tollen Schneiderbetrieb finden und ich musste das ganze Konzept schreiben. Aber jeder kleine Schritt brachte neue Erfolgserlebnisse. Es war toll!

Konntest du CentiBra mit privaten Mitteln gründen oder hast du Förderprogramme genutzt?

Ich habe bis jetzt alles aus privaten Mitteln finanziert.

Du gingst also bewusst ein großes Risiko ein?

Also ich denke, wenn man an das glaubt, was man vorhat, wenn man glaubt, dass es gut wird, dann geht man das Risiko auch ein. Für mich selbst kann ich sagen: Das Risiko hat sich gelohnt!

Wenn du es jetzt noch einmal in deinen eigenen Worten sagen würdest: Was ist das Besondere an deinem CentiBra?

Das Besondere an CentiBra ist, dass jede Frau mit jeder Größe die Möglichkeit hat, sich bei CentiBra einen BH individuell nach ihren Maßen anfertigen zu lassen, und das zu einem bezahlbaren Preis. Jede Frau bekommt individuell ihre Cup-Größe und ihren passenden Unterbrustumfang, und das auch noch fantastisch genäht. Man fühlt sich damit wie eine andere Frau! Man fühlt sich viel weiblicher, man fühlt sich attraktiver. Man steht auf einmal wieder gerade und die gesamte Haltung ist viel besser. Nichts engt ein, keine Rücken- und Kopfschmerzen mehr von zu engen BHs. Jeder BH ist eine Einzelanfertigung!

Deine Kundinnen müssen ja selbst nach einer speziellen Anleitung ihre Maße nehmen. Was passiert denn, wenn beim Messen doch mal ein Fehler passiert und der BH passt dann wider Erwarten nicht?

Mit CentiBra habe ich eine Passquote von 85 Prozent, und da bin ich sehr stolz drauf. Im “normalen” Onlinehandel gehen 50 Prozent der Ware wieder zurück, bei CentiBra nur 15 Prozent. Es läuft so ab: Ich bekomme die Bestellung, und dann gucke ich, ob die Maße stimmen können, denn wir lassen uns auch die BH-Standardgröße mitteilen. Und ich habe diesen kleinen Fragebogen über die Brust-Beschaffenheit, da kann ich auch viel rauslesen. Sollten mir die genannten Maße unrealistisch vorkommen, dann melde ich mich nochmal bei der Kundin. Und sollte der BH dann in ganz seltenen Fällen dennoch nicht passen, dann setze ich mich mit der Kundin in Kontakt, und entweder sie erhält ihr Geld zurück oder wir nähen einen neuen BH.

Man kann sich bei CentiBra also beraten lassen, genau wie in einem Fachgeschäft? Also kein anonymer Online-Service?

Ja, und das wird auch wirklich sehr gut angenommen. Viele wissen übrigens gar nicht, wie man einen BH richtig anzieht. Bei CentiBra gibt’s immer ein hübsches Kärtchen mit dazu, wie man die Brust richtig in den BH reinhebt. *kichert*

Du hast momentan zwei BH-Modelle im Angebot. Einen schlichten, glatten, der unter einem Pulli gut aussieht, und einen aus verführerischer Spitze. Wer entwickelt bei CentiBra denn das Design?

Es sind jetzt zwei Modelle, die wirklich für alle Größen passen. Und das ist mir auch wichtig. Das Design habe ich mit meiner Schneiderin zusammen entwickelt. Ich produziere die zwei Modelle, die wirklich super sind, und die jede Frau als Basics braucht. Weniger ist mehr! Und das kommt super an!

Viele Frauen stellen fest, dass sich ihre Brust mit den Wechseljahren verändert. Kannst du auch hier weiterhelfen?

Dass sich die Brust in den Wechseljahren vergrößert liegt am Umbau des Gewebes. Es lagert sich vermehrt Fett ein, die Brust wächst und wird insgesamt weicher. Dazu kommen die vermehrten Wassereinlagerungen durch den Östrogenmangel. Viele Frauen leiden auch unter Brustschmerzen, und darum ist es für Frauen in den Wechseljahren wichtig, einen stützenden BH zu tragen, der an die veränderte Brust angepasst ist. Da ist ein maßgeschneiderter BH von CentiBra wirklich ideal.

Auf Anfrage fertige ich übrigens auch Prothesen-BHs an für Frauen, die eine Brustkrebserkrankung mit Amputation durchgemacht haben.

Noch einmal zusammengefasst: Was würdest du den Frauen raten, die jetzt wie du über vierzig sind, die eine tolle Geschäftsidee haben, aber sich nicht so richtig trauen, weil sie denken sie seien zu alt?

Hört einfach auf euer Herz. Hört auf euer Gefühl und macht einfach! Wie ich damals. Und ich finde es eigentlich immer noch witzig, dass ich mir damals diesen Bänderriss zugezogen hatte. Das war für mich so ein ausschlaggebender Moment. Bis dahin bin ich immer so vor mich hin geflogen durch die Welt. Und dann hat mich dieser Fuß gestoppt. Und da wusste ich: Du musst es jetzt probieren und etwas Neues anfangen. Also einfach anfangen. Machen!

Bist du jetzt mutiger, was Neuanfänge betrifft, und hast du noch einen Traum, den du verwirklichen möchtest?

Ich bin ich sehr froh, und ja, auch ein bisschen stolz auf mich, dass ich das mit CentiBra auf die Beine gestellt habe. Das ich auf diesem Weg Frauen glücklich machen kann. Und dass ich mir mein Herzenswunsch erfüllt habe, weil ich nie, wirklich nie den passenden BH gefunden habe. Mein Traum wäre jetzt, dass CentiBra noch bekannter wird, und dass jede Frau weiß, dass es bei uns BH-Maßanfertigungen online gibt. Das ist mein Traum. Sonst nichts.

Liebe Stephanie, ich bedanke mich, dass du so offen und mit Begeisterung über deinen Neuanfang gesprochen und uns inspiriert hast. Ich wünsche dir viel Erfolg auf deinem weiteren Weg mit CentiBra, und ich wünsche dir viele glückliche Kundinnen!

Danke, das freut mich sehr. Ich bedanke mich auch ganz herzlich!

Hier findest du Stephanie Krist und CentiBra im Internet.

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Dieser Beitrag entstand mit liebevoller Unterstützung meines langjährigen Kooperationspartners Remifemin. Meine Meinung beeinflusst das nicht, die bilde ich mir stets frei und ohne inhaltliche Einflussnahme des Kooperationspartners.

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