Home-Office, Home-Fitness und Home-Schooling. Der Wahnsinn lauert überall!
Der Mann im Homeoffice
Drei Wochen. Seit drei Wochen befolgen wir brav den Ruf der Bundeskanzlerin nach “Stay at home” und beachten das Kontaktverbot. Der Mann arbeitet jetzt von Zuhause aus. Ich habe ihm ausnahmsweise mein Büro abgetreten, da er ständig irgendwelchen Telefon- und Videokonferenzen beiwohnen muss, da ist es schon praktischer, wenn ich ihn in einen geschlossenen Raum wegsperren, ähm, ihm einen eigenen Raum zur Verfügung stellen kann.
Außerdem kann ich mit meinem Laptop überall arbeiten, was für mich bedeutet: Ich sitze mal am Esstisch, mal auf der Couch, mal auf der Terrasse in der Sonne. Schreiben kann ich schließlich überall – wenn ich mal dazu komme. Denn inzwischen besteht meine Hauptbeschäftigung in der Zubereitung von Mahlzeiten.
Zwei Männer 24 Stunden im Haus bedeutet gemeinsames Frühstück, Mittag- und Abendessen. Und man glaubt ja nicht, was zwei männliche Familienmitglieder so alles verdrücken können. Und was die für einen Schmutz machen. Unglaublich! Ich bin gefühlt nur noch mit Gemüse schnippeln, Essen kochen und unterrichten beschäftigt. Noch dazu muss ich für die gesamte Woche die Mahlzeiten vorplanen, weil wir nur noch einmal pro Woche einkaufen gehen. Und das kam so:
Einkaufen in Zeiten von Corona: Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs
Bei uns kauft inzwischen der Mann ein. Er hat diese Aufgabe freiwillig übernommen, weil mich das zurzeit völlig überfordert. Ich kann nicht begreifen wie unvernünftig, stur und ignorant die meisten Menschen das Abstandhalten ignorieren und dafür verbittert um Klopapier kämpfen. Mich macht das wahnsinnig!
Die Rheinländer haben ein stoisches Gemüt. Hier herrscht noch der Glaube “et is noch immer jot jejange”, und was man nicht sieht, das kann auch nicht gefährlich sein. Corona? Ich sehe es nicht, also betrifft es mich auch nicht. Prost, darauf erst einmal ein Kölsch!
Aus genau diesem Grund schmiegen sich beim Einkauf an der Kasse andere Menschen kuschelig an des anderen Schulter, was bei mir
- zu zynischen Bemerkungen führt, a la “Wollen Sie mit mir kuscheln”, oder “es geht auch nicht schneller, wenn Sie mir auf den Rücken springen”. Das versteht aber scheinbar kein Rheinländer, was bei mir zur nächsten Eskalationsstufe führt:
- Ich gebe mit ernster, erhobener Stimme klare Anweisungen a la “Halten Sie bitte 1,5 Meter Abstand! Hören Sie keine Nachrichten?” Aber auch das wird meist nur mit einem Lachen quittiert, so als wäre ich leicht hysterisch und hätte einen guten Witz gemacht.
- Eskalationsstufe 3 wäre dann meinerseits wahrscheinlich Wegschubsen oder leichte Schläge auf den Hinterkopf – die sollen ja das Denkvermögen erhöhen – hätte sich der Mann nicht angeboten, für mich die nervenaufreibende Aufgabe des Einkaufen zu übernehmen.
Wie läuft es bei euch so mit der häuslichen Quarantäne? Wir schlagen uns ganz gut!
Zu meiner Verteidigung sei hier darauf hingewiesen, dass der Mann als ehemaliger “Ossi” bestens vertraut ist mit Anstehen in langen Schlangen auf Märkten und vor Supermärkten. Früher wegen Bananen, heute wegen Klopapier, Mehl und Hefe.
Überhaupt: Was machen die Leute mit all dem Klopapier? Ich meine, notfalls könnte man ja auch ein Läppchen nehmen und es nach Gebrauch auswaschen. Früher hieß das Waschlappen und man fand ihn in jedem guten Haushalt. Heute kennt man Waschlappen ja eher als Schimpfwort für eine bestimmte Gattung Mann, aber wir wollen das hier nicht vertiefen.
Und Hefe? Und Mehl? Backen auf einmal alle Brot, oder was machen die Menschen mit dem vielen Mehl? Auskippen und einen Schnee-Engel machen, für schöne Bilder auf Instagram? Es ist mir ein Rätsel!
Ostern wird in den Supermärkten das Klopapier versteckt. Ein bisschen Spaß muss sein!
Inzwischen besitzen wir zum Einkaufen sogar einige (von anderen) selbst genähte Mundschutz-Alternativen, die uns davor schützen, uns mit virenbehafteten Fingern ins Gesicht zu fassen. Außerdem schützen sie alle anderen, denn sie vermindern das Übertragungsrisiko von Krankheiten. Das ist für uns völlig ok, denn wenn alle so eine Behelfsmaske tragen würden, würde folglich jeder den anderen schützen und die Verbreitung des Covid-19-Virus könnte verlangsamt werden.
Maskenpflicht NRW. Hier bekommen Sie Behelfsmasken, Masken, Mundschutzalternativen
Als gute Rheinländerin kaufe ich meine Maske natürlich am liebsten lokal, wie hier bei Veedelmaskeᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ*. Das Projekt Veedelmaske aus Köln stellt regional produzierte, kreativ designte Masken zur Verfügung. Gespendete Masken werden unbürokratisch und schnell an bedürftige Organisationen weitergegeben. Der Veedelmaskenshop stärkt die lokale Wirtschaft, indem Kleinunternehmen unterstützt werden, deren Einkommen durch die aktuellen Einschränkungen in der Corona-Krise stark limitiert sind.
Wer wissen möchte, wie man auch ohne Nähmaschine eine Behelfsmaske selber machen kann, dem empfehle ich meinen Artikel Coronavirus: Mundschutz-Alternative selber machen ohne Nähen plus einfache Schnittmuster zum selber nähen.
Das Kind im Home-Schooling
Einerseits sind der Mann und ich ja beide Ü-50 und nähern uns somit leicht der Corona Risikogruppe, andererseits haben wir einen Elfjährigen, der jetzt zu Hause unterrichtet wird. Von mir. Das nennt sich Homeschooling und treibt mich leicht in den Wahnsinn. Für Kinder bedeutet nämlich ganztags zu Hause sein: Ferien. Wieso also sollte man Hausaufgaben machen, wenn doch dem Verständnis der Kinder nach Ferien sind? Diese Frage diskutierte ich in der ersten Homeschooling-Woche täglich mit meinem Sohn, bis ich in der zweiten Woche entnervt einen groben Tagesplan aufstellte. Homeschooling ist jetzt von Montag bis Freitag von zehn bis zwölf Uhr und es werden die Fächer unterrichtet, die am jeweiligen Tag auf dem Stundenplan stehen. Scheinbar gibt es zwischen den Lehrern inzwischen einen Wettkampf, wer die meisten Hausaufgaben per Email an den Mann, ähm, Schüler bringt. Da gibt es sogar Hausaufgaben für Fächer, wo sonst nie Hausaufgaben aufgegeben werden. Was soll ich sagen, wir werden wohl die Osterferien durch unterrichten, um den Schulstoff abzuarbeiten. Ich freue mich schon, wenn nach Ostern die “Stay at home” Zeit verlängert wird und es immer noch keinen Video-Unterricht gibt.
Immerhin: Wenn ich etwas Ruhe brauche, setze ich meine nagelneuen Noise Cancelling Kopfhörerᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ* auf, oder delegiere Aufgaben an den Sohn oder den Mann. Die erledigen sie zwar nicht, verstecken sich dafür aber stundenlang in ihren Zimmern. Man wird ja erfinderisch …
Home-Fitness. Holt die Geräte aus dem Keller!
Ein Gutes hat dieses “Stay at home”. Ich mache jetzt wieder mehr Sport, denn Sport ist die Lösung! Zu viel gegessen? Ich mache Sport. Zu viel im Homeoffice gesessen? Ich mache Sport. Gestresst vom Homeschooling? Das Kind und ich machen Sport. Gestresst von den vielen Videokonferenzen? Der Mann, der Sohn und ich machen Sport. Herrlich!
Mangels Fitnessstudio werden auf einmal auch die alten Fitnessgeräte im Keller wieder interessant. Ich habe den Bauchmuskeltrainerᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ* wiederentdeckt und ein Gerät, von dem ich noch nicht einmal weiß, wie man es nennt. Es schwingt lustig hin und her und trainiert meine Hüften. Allerdings sieht das ein wenig anstößig aus, sodass es nicht wirklich für Postings auf Instagram taugt.
Außerdem habe ich meine Liebe fürs Seilspringen entdeckt. Das hat übrigens nichts mit dem hoppelnden Seilspringen zu tun, das wir in der Schule lernten. Es entspricht eher dem Seilspringen, welches Boxer als Trainingsmethode verwenden. Es macht Spaß und so ein Springseilᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ* ist nicht teuer. Ich konnte sogar den Sohn dafür begeistern.
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Damit das Krafttraining nicht zu kurz kommt, habe ich kurzerhand noch ein Kettlebell-Setᵂᴱᴿᴮᵁᴺᴳ* gekauft, das inzwischen von uns allen benutzt wird. Hiermit entschuldige ich mich nachträglich bei dem DHL-Mitarbeiter, der das schwere Paket liefern musste und mir bei der Zustellung Blicke des Todes zuwarf. Sorry.
Wenn dieses “Stay at home” noch länger andauert, werde ich immerhin mit dem Körper meines Lebens aus dieser Krise hervorgehen. Und wenn dann alles vorbei ist, werde ich mir sowas von ins Gesicht fassen. Ihr werdet schon sehen!
Was macht ihr, wenn die Corona-Krise beendet ist? Erzählt doch mal!
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Titelfoto: Raphaël Müller
>>> Das Projekt Veedelmaske unterstützte ich unentgeltlich. Aus Begeisterung und als Zeichen meiner Solidarität.
*Als Amazon-Partner verdiene ich an qualifizierten Käufen.
Also Bananen gab es bei uns in der DDR gar nicht. In langen Schlangen angestanden haben wir für unreife, grüne Apfelsinen aus Kuba. 🙂
Auch nach 13 Jahren lerne ich noch Neues über dich, Schatz. <3
Also das mit dem beim Einkaufen auf die Pelle rücken kenn ich auch. Und nach meiner Erfahrung sind es immer alte Männer die das machen! Ich weiß auch nicht was die damit bezwecken wollen. LG und bleibt gesund.. Anja
Hier kann das wirklich jede Altersstufe. Aber die älteren Menschen stehen auch gerne mal in der Schlange in Grüppchen zusammen und unterhalten sich angeregt ohne Mundschutz. Ich begreife es einfach nicht.
Liebe Valerie,
Berichte aus dem Leben und aus dem Supermarkt. Als wärest du hier!, Hier ist es ähnlich: Mein Mann ist nur teilweise im Home Office, aber das jüngste Kind, männlich, befindet sich in der ‚ich brauche alle 3h etwas zu essen‘ Phase. Eine nicht einfach zu lösende Aufgabe, da es natürlich auch abwechslungsreich sein muss. Bitte keine oder nur selten Reste.
Diese Klopapierkiste empfinde ich als spooky und verstehe es bis heute nicht. Die Mehlknappheit geht mir auf die Nerven, denn eine Packung nehmen zu dürfen, ist aberwitzig und man ( also ich) ertappe mich dabei, wie ich VORSICHTSHALBER ein Paket mitnehme. Es ruckt sich hoffentlich. Denn trotz allem geht es uns ja noch gut.
Aber du hast recht: wir müssen da jetzt durch, ich bin sicher, es geht vorbei. Danach wissen wir hoffentlich mehr zu schätzen, wie wertvoll selbstverständliches ist. Mir gefällt dein launiger Text. Bleibt froh und gesund!
Einen schönen Sonntag,
Nicole
Liebe Nicole, ich bin immer froh zu erfahren, dass es bei anderen nicht anders ist und dass auch andere in diesen Ausnahmesituation ihren Humor behalten. Passt auf euch auf und bleibt schön gesund? <3