Wenn die Post den Puls erhöht | Kolumne auf Life40up

Mir ist gestern etwas Lustiges passiert. Also so etwas, das einen so richtig wach macht. Wo man spürt, dass man noch lebt. Also das war so: Am Samstag ist bei uns immer Markt. So ein richtig schöner Markt mit Markständen vom Eifelbäcker und vom Geflügelmann, mit lokalem Gemüse aus der Voreifel, und der Kartoffelmann ist auch wieder da, nachdem er endlich ein coronasicheres Standkonzept entwickelt hat. Endlich wieder vernünftige Cilena Kartoffeln mit Erde an der Schale und nicht das komische geschmacklose Zeug aus dem Supermarkt. Aber ich schweife ab.

Ich stehe also gegen 7.20 Uhr im Flur und werfe mein Fleecemäntelchen über (die Heizung war angesprungen, obwohl die Sonne schien) und fahre den Griff meines Hackenporsche aus, von dem die Kartoffelfrau behauptet, dass er sehr schick und jeden Pfennig wert sei, auch wenn er wohl etwas teurer sei, als so einer von Aldi. Und während ich mit der einen Hand noch am Reißverschluss meines Fleecejäckchens herumfummele, öffne ich hinterrücks mit der anderen schon mal die Haustür (Frauen sind ja multitaskingfähig), drehe mich um und erschrecke mich fast zu Tode, weil die nette Dame von der Post direkt vor der Haustür steht und Kataloge in den zu kleinen Briefkastenschlitz fummelt. Und da ich vor Schreck den Hackenporsche fallen lasse, erschrickt die Postfrau auch, das ist so ein Erschrecken, wo man die Arme hochreißt und einem alles aus der Hand fällt. Ein Prospekt flattert zu Boden und wir beide fassen uns dramatisch ans Herz und quietschen in höchsten Tönen: “Oh mein Gott, haben Sie mich erschreckt!”, und dann kichern wir beide wie die Teenager, obwohl wir keine Masken aufhaben, aber das ist jetzt auch egal, wir schrammten ja sowieso gerade am Rande des Todes vorbei vor lauter Schrecken. Und während wir uns noch ein paar Mal kichernd bestätigen, wie sehr wir uns gegenseitig erschreckt haben, geht jede von uns ihrer Wege. Beide jetzt völlig wach und gut gelaunt, weil wir gerade noch mal dem Tod von der Schippe gesprungen sind.

So fühlt es sich also an, wenn die Post dich spüren lässt, dass du noch lebst. Kann man den Tag schöner beginnen? Ich glaube (kaum) schon.

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