Wieviel Hobby erträgt eine Frau?
Ich bin nicht gerade bekannt für meinen grünen Daumen. Pflanzen in meiner Obhut verkümmern freiwillig von einem Tag auf den anderen, um einem qualvollen, tagelangen Vertrocknungstod zu entgehen. Ich bin der Todesengel für Pflanzen. Selbst Kakteen würden vor mir flüchten, hätten sie denn Beine. Nur eine gelbe Orchidee hielt es mehrere Jahre mit mir aus. Sie stand glücklich als Singlepflanze auf dem Fensterbrett meiner alten Wohnung. Sie blühte ständig und war mein ganzer Stolz. Nach dem Umzug in eine andere Wohnung fand ich keinen Platz mehr, der ihr wirklich gefiel, und sie verkümmerte lautlos. Vielleicht starb sie auch an Heimweh, wer weiß das schon.
Seit vier Wochen wird mein Verhältnis zu Pflanzen auf eine gewaltige Probe gestellt, denn in unserem Wohnzimmer stehen auf einmal ganz viele kleine Pflänzchen in ganz vielen kleinen unhübschen Töpfchen. Sie belagern den Platz auf meiner Anrichte, auf den Fensterbänken innen und außen und machen mein Wohnzimmer zu einer No-Go-Area für Besuch. Ich darf sie aber keinesfalls nach draußen verbannen, denn dann wird der Mann zum Tier. Mein Partner hat nämlich seit kurzem ein neues Hobby: das Gärtnern!
Gewächshaus Wohnzimmer
Begeistert verwandelt er die seitlichen Gartenflächen in Ackerboden und sich selbst in einen kernigen Naturbuschen. Hinter unserer großen Tanne wohnt jetzt ein Misthaufen, pardon, Kompost. Wir werden ab Sommer nämlich Selbstversorger, sagt der Mann, denn das Gemüse aus dem Supermarkt sei alles behandelt und ungesund und schmecke noch nicht einmal den Kaninchen. Und in Ermangelung eines Gewächshauses könne man die Pflänzchen viel praktischer im Wohnzimmer vorziehen, sagt der Mann, ich solle mich da mal nicht so anstellen.
Also bewundern wir jetzt jeden Morgen andächtig den Wachstumsfortschritt von Zucchini, Tomaten, Gurken, Kohlrabi, Sonnenblumen, Kürbis, Melone, Salat und Möhren. Inzwischen hat der Mann sogar den schattigen Platz hinter den Bäumen umgegraben, um wirklich alle Möglichkeiten auszuschöpfen. Hingebungsvoll gräbt er in der Erde, rupft hier, harkt dort, setzt den Kompost um und wühlt mit bloßen Händen im Boden für das Landsitzfeeling daheim.
Halbnackte Männer, die auf Pflänzchen starren
Ob ich nicht mitmachen möchte, fragt der Mann, wischt sich mit seinen Gärtnerhänden den Schweiß aus dem Gesicht und hinterlässt einen schwarzer Streifen Muttererde auf der Stirn wie eine Kriegsbemalung. “Nein danke” sage ich, “du machst das so gut, mein schwarzer Daumen würde das alles nur vernichten”. Und während ich es mir mit einem Kaltgetränk im Liegestuhl gemütlich mache, frage ich ganz fürsorglich, ob er sich nicht sein Hemd ausziehen möchte. Das bringe ihn der Natur noch näher, so mit freiem Oberkörper. Warum muss ich jetzt bloß an die Coca-Cola Fensterputzer-Werbung von 1998 denken (Gott, bin ich alt) …
Vielleicht bringe ich ihn noch dazu ein paar schwere Steine zu schleppen, so mit nacktem Oberkörper. Oder zum Holzhacken. Ja, Holzhacken wäre auch, ähm, schön. Und so langsam wächst in mir die Frage:
Macht Gartenarbeit sexy?
Also vom Liegestuhl aus betrachtet kann ich inzwischen sagen: Ja! Und juchu, mein Partner hat ein ansehnliches neues Hobby mit Ertrag! Und ich auch. *macht Fotos vom gärtnernden Mann*
Haha, oh nein, so schönes Kopfkino an einem Sonntag. Für mich ist die Gartenarbeit auch nicht Hurra schreiend. Blumen ohne Erde sind noch ok für mich…aber sobald es ums Umtöpfen geht…bin ich dem ausgeliefert..