Es gibt Gelegenheiten, da sucht man einen Arzt und weiß nicht, wohin. Vielleicht benötigt man einen Facharzt, vielleicht möchte man sich eine zweite Meinung einholen, vielleicht ist man aber auch auf der Suche nach dem passenden Krankenhaus für eine erforderliche Behandlung oder sucht für Angehörige einen passenden Pflegedienst oder ein Pflegeheim.
Die erste Reaktion ist dann meist der Griff zum Telefonhörer. Man hört sich bei Verwandten und Freunden um, fragt diese nach Tipps und ist zum Schluss meist genau so ratlos wie zuvor. Der eine lobt einen bestimmten Arzt über den grünen Klee, der andere rät vom selben Arzt entsetzt ab. Erfahrungen und Geschmäcker sind halt subjektiv.
Guter Rat ist kostenlos
Für das digitale Best Ager Magazin Lebenlang (das neue eMAG von Theresa Neubauer und Antonia Sutter – den Macherinnen des sisterMAG) testete ich das neue Onlineportal Weisse Liste. Die „Weisse Liste“ gehört zur Bertelsmann Stiftung und fungiert als Ratgeber im Gesundheitswesen. Sie bietet Suchfunktionen für Ärzte, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, sowie ein Bewertungsportal. Im Gegensatz zu anderen Bewertungsportalen ist die “Weisse Liste” komplett werbefrei, bezahlte Einträge von Ärzten sind nicht möglich und eine Registrierung schützt vor Manipulationen.
Die weisse Liste will Qualitätsunterschiede in der Patientenversorgung transparent machen. Patienten und Angehörige werden bei der Suche und Auswahl einer geeigneten Pflegeleistung gezielt unterstützt. Aktuell verzeichnet das Online-Portal rund 200.000 Ärzte und Zahnärzte, 2.000 Krankenhäuser sowie 24.000 Pflegeheime und Pflegedienste.
Wir wollen Patienten befähigen, fundierte Wahlentscheidungen zu treffen. Wir schaffen Transparenz über die Qualität von Gesundheitsanbietern und fördern damit den Wettbewerb um Qualität.
Die Weisse Liste im Test
Das alles hört sich in der Theorie sehr gut an: ein unabhängiges, nicht manipulierbares Suchportal für Ärzte, Krankenhäuser und Pflegeleistungen, in dem man kostenlos und einfach suchen kann? Aber wie sieht die Praxis aus?
Erster Eindruck
Die Seite ist übersichtlich. Im Header der Titel “Weisse Liste – Wegweiser im Gesundheitswesen”. Das ist kurz und knackig und man weiß direkt, worum es geht. Die Farbgebung ist unaufgeregt: Weiß, Hellgrau, Hellblau und Orange für die Suchfelder. Etwas verstörend finde ich das Bild des Mannes, der wahrscheinlich den “vertrauenerweckenden Mediziner” darstellen soll: Anfang dreißig (zu jung), hängende Schultern, ein etwas wirrer Blick und Dreitagebart. Ich finde ihn etwas unpassend für ein Onlineportal, das seriös wirken und auch ältere Menschen ansprechen möchte.
Clean und übersichtlich die drei Button: “Arzt suchen”, “Krankenhaus suchen”, “Pflegeanbieter suchen”. Weniger ist mehr, das kennen wir schon von google. Finde ich gut!
Die Arztsuche
Beim Klick auf das Suchfeld öffnet sich eine neue Seite mit zwei Eingabefeldern: sowie Ort oder Postleitzahl. Ich gebe ein: “Augenarzt”. Es öffnet sich ein Auswahlmenü, das meine unwissenschaftliche Bezeichnung “Augenarzt” in “Augenheilkunde (Augenarzt)” ändert. Ich gebe meine Postleitzahl ein und erhalte wiederum eine Auswahl: mein Wohnort samt Vororten. Sehr detailliert! Jetzt noch den Button “Arzt suchen” klicken, und ich erhalte eine Liste mit 20 Ärzten zur Suchanfrage.
Die Ergebnisse kann man nach Wunsch filtern
oder sortieren
Die Ärzte-Bewertung
Bewertungen der einzelnen Ärzte werden erst dann angezeigt, wenn fünf Bewertungen pro Arzt vorliegen. Klickt man auf den Link “Arzt bewerten”, so öffnet sich ein neues Fenster mit einer Anmeldemaske. Zurzeit können nur Mitglieder der unten genannten Krankenkassen Arztbewertungen durchführen:
Ich klicke mich brav durch und lande in der nächsten Eingabemaske. An dieser Stelle steigen wahrscheinlich die meisten aus, ältere Menschen sogar bestimmt. Die Hemmschwelle, persönliche Daten einzugeben, ist meist zu groß.
Gefordert werden: Nummer der Versicherung + Versichertennummer + eine Zeichenfolge im Bild. Man muss also erst einmal die Krankenversicherungskarte holen und seine Daten eingeben, um dann an der unleserlichen Zeichenfolge zu scheitern. So ging es zumindest mir. Da gibt es doch inzwischen andere Sicherheitsabfragen, die leserlicher sind. Für ältere Menschen ist das unübersichtlich! Dann noch den Datenschutzhinweis bestätigen und weiter geht’s.
Wer bis hier hin noch nicht genervt ist, macht weiter mit der Registrierung: gefordert sind die Angaben des Benutzernamens, des Passwortes und der Emailadresse. Um die Registrierung abzuschließen, klickt man noch den Link, der an die angegebene Emailadresse geschickt wurde.
Huch!
Nach Klick auf den Bestätigungslink in meinem E-Mail-Postfach lande ich wieder auf der Einstiegsseite für die Arztsuche, jetzt aber unter dem Namen meiner Krankenkasse. Das finde ich verwirrend!
Jetzt muss ich mich noch einmal mit Benutzername und Passwort anmelden und kann endlich Ärzte suchen und bewerten, und zwar in vier Kategorien:
- Praxis und Personal
- Arztkommunikation
- Behandlung
- Gesamteindruck
Es gibt jeweils mehrere Antwortmöglichkeiten – eine davon kann man auswählen.
Die Befragungsergebnisse aller Teilnehmer werden anonym zusammengetragen und wissenschaftlich abgesichert. Liegen fünf Bewertungen für einen Arzt vor, werden diese in der Arztsuche veröffentlicht.
Fazit
Insgesamt finde ich die Arztsuche übersichtlich und einfach gestaltet. Das Anmeldeverfahren zur Arztbewertung wird sicherlich einige Nutzer abschrecken, da die Eingabe von persönlichen Versicherungsnummern erforderlich ist. Meine Eltern wären dazu nicht bereit. Ich habe es getan, um das Bewertungsportal zu beurteilen, fühle mich aber damit auch nicht ganz wohl.
Der Fragebogen zur Arztbewertung geht auf alle wichtigen Punkte ein, allerdings habe ich noch keine öffentlich einsehbare Arztbewertung lesen können. Die meisten Ärzte haben im Durchschnitt zwei Bewertungen. Es wird sicherlich noch einige Zeit dauern, bis Nutzer sich aufgrund von Bewertungen ein Bild von der Behandlungsqualität der gesuchten Ärzte machen können.
Ich bin gespannt, wie sich die Weisse Liste entwickelt. Der Vollständigkeit halber seien noch die beiden anderen Suchmöglichkeiten erwähnt: die Krankenhaussuche und die Suche nach Pflegeanbietern.
Krankenhaussuche
Die Krankenhaussuche bietet umfassende Informationen, die bei der Wahl eines Krankenhauses entscheidend sein können. Etwa, wie viele Patienten ein Arzt durchschnittlich betreuen muss. Oder welche Erfahrungen das Krankenhaus mit bestimmten Operationen hat. Außerdem zeigt die Seite, wie zufrieden die Patienten waren. Der Nutzer kann verschiedene Krankenhäuser in seiner Umgebung vergleichen.
Pflegedienste vergleichen
Das Portal Weisse Liste hilft auch bei der Auswahl eines Pflegedienstes. Pflegebedürftige und Angehörige können online Leistungen und Preise der Dienste vergleichen. Sicherlich eine gute Sache, wenn man plötzlich auf einen Pflegedienst angewiesen ist. Hier erhält man erste Orientierung und sofort den richtigen Anbieter für das eigene Postleitzahlengebiet aus einem Angebot von rund 13.000 Pflegediensten in ganz Deutschland.
Weiterhin sehr positiv: Das Onlineportal Weisse Liste finanziert sich aus Projektmitteln der Bertelsmann Stiftung. Sie wurde mit dem Gütesiegel der unabhängigen Qualitäts-Initiative Health on the Net Foundation ausgezeichnet, die sich für verlässliche medizinische Informationen im Internet einsetzt.
*Sämtliche Screenshots entstammen dem Onlineportal Weisse Liste – Wegweiser im Gesundheitswesen.
Sie lasen einen Beitrag der Reihe die es mir ermöglicht, dieses schöne Blog zu betreiben.
Danke für den Tipp. Ich habe mit Hilfe dieses Portals gerade eine Facharzt-Praxis ausfindig gemacht, die mir bei meinem Problem hoffentlich helfen kann!
Die Idee grundsätzlich finde ich eigentlich sehr schlau. Man hat alles gesammelt – sich alles zu “ergooglen” oder im Telefonbuch zu schauen ist doch definitiv umständlicher. ich würde mich aber auch nicht wohlfühlen, wenn ich meine Daten dort angeben müsste, denke ich. Liebe Grüße Anke
Ich finde die Idee für dieses Onlineportal unglaublich gut. Ich und auch viele meiner bekannten hatten leider öfters die Erfahrung machen müssen nicht ganz ernst genommen zu werden von Ärzten. Besonders das Guter Rat kostenlos ist gefällt mir sehr und ich werde es gleich ausprobieren! Ich suche nach einer Praxis für innere Medizin und denke mir ihrer Hilfe werde ich eine gute finden.