Trend-Beruf Influencer oder Blog als Onlinetagebuch?
Dunkel war’s, der Mond schien helle, als ich neulich um 03:02 Uhr wach in meinem Bett lag. Das passiert mir in letzter Zeit öfter. Entweder ich werde einfach so um 3:02 Uhr wach, und das wirklich immer zur selben Uhrzeit, oder ich muss nachts raus zum Pipimachen (oh Gott, Sie hat Pipimachen geschrieben!). Wahrscheinlich werde ich jetzt wirklich alt, oder ich habe ganz einfach einen leichteren Schlaf als früher. Wie auch immer, als ich also neulich Nacht wach lag und nicht wieder einschlafen konnte, las ich ein bisschen in diesem Internet in den Blogs meiner Kollegen. Und zwischen Schminktipps und Herbstmode fand ich einen Artikel über Blogger und Influencer.
Dort stand:
… reibt es mich auf, wenn (und ich wiederhole mich da öfter, ich weiß!) alle BloggerInnen/InfluencerInnen über einen Kamm geschoren werden und allesamt als doof, nutzlos und geldgeil verschrien sind. (Konsumkaiser)
Oho, aha, das kenne ich nur zu gut, da erkenne ich mich wieder! Es ist schlichtweg frustrierend, wenn Leser die eigene Arbeit – und Bloggen ist Arbeit – als Freizeitspaß abtun, von dem einige Menschen unverdientermaßen leben können. Dabei will ich gar nicht influencen! Ich möchte viel lieber inspirieren und motivieren, damit alle Frauen und Männer ihr bestmögliches Leben ab 40/ ab 50 haben. Aber was weiß ich schon, denn eine Leserin des vorab genannten Artikels kommentierte folgendermaßen:
… Ich verstehe auch nicht, warum Blogs sich so zum Kommerz hin entwickelt haben. Eigentlich ist es doch ein Onlinetagebuch mit Mehrwert, weil man Lesern etwas erzählen kann, das sie noch nicht wissen. …
Ich weiß ja nicht, wie das bei anderen ist, aber mir vergeht bei solche Äußerungen fast die Lust am Bloggen. Schließlich schreibe ich seit fast fünf Jahren in der festen Überzeugung, meinen Lesern mit Life40up einen Mehrwert zu bieten.
Dann lies doch einfach keine kostenlosen Blogs mehr und kauf dir stattdessen für viel Geld ein Printmagazin, das zu 50 Prozent aus Werbung besteht …
… möchte ich solchen Lesern zurufen. Aber ich bin ja gut erzogen und lösungsorientiert.
7 Tage Selbstversuch: Ü40/Ü50 Blog Life40up goes Onlinetagebuch
So gegen 04:02 Uhr morgens, immer noch schlaflos im Bett, hatte ich dann DIE Idee: Wenn so manche Leser dem Blog als Onlinetagebuch nachtrauern, warum mache ich das nicht einfach mal? Ich schreibe eine Woche lang mein Blog Life40up als Onlinetagebuch und nicht als Online-Magazin für Frauen ab 40/ab 50.
Schließlich schrieb ich früher schon mal Tagebuch, so mit vierzehn Jahren. Es war ein abschließbares Tagebuch mit grünem Lackeinband und den nackigen “Liebe ist …” Männlein und Weiblein auf der Vorderseite (wer lacht da?). Meist schrieb ich über meine Tanzschulerlebnisse: Wer wen zuerst zum Tanz aufforderte und wie ich einen der bestaussehenden Tanzpartner erwischte, groß und blondgelockt, und er außer Tanzen leider nichts von mir wollte. Ich fürchte, dass ich das Ganze in meinem grünen Tagebuch zu einer Bravo-Lovestory ausschmückte, die nicht ganz der Realität entsprach, aber hey, mein Tagebuch, meine Lovestorys! Mein Tagebuch-Schreiben endete übrigens genau wie das Thema “Pullover stricken”: einmal und nie wieder!
Aber jetzt gehts los: Montag gibt es noch die Twitterschnipsel im Blog und ab Dienstag heißt es dann: Life40up goes Onlinetagebuch. Täglich für 7 Tage. OMG!
Kürzlich sah ich übrigens meinen Schwarm aus der Tanzschule wieder. Statt blonder Locken trägt er jetzt Glatze und Bierbauch. Vielleicht war früher doch alles besser? (Kleiner Scherz!)
Wie seht ihr das Blogger vs. Influencer Dings? Erzählt doch mal!
- Konsumkaiser: Von Bloggern und Influencern.
- bento.de: Influencer sein ist ein Job.
- Spektrum.de: Neid. Die Kirschen in Nachbars Garten.
Hallo Valerie, ich erlebe eigentlich das Kontrastprogramm, ich werde gerne angemacht von BloggerkollegInnen, weil ich eben nicht kommerziell blogge, sondern einfach weil es mir Spaß macht, ganz ohne wirtschaftlichem Interesse. Da wird mir schon mal vorgeworfen dem “Bloggerberuf” zu schaden.
Aus meiner Sicht sollte das einfach jeder und jede selbst entscheiden, ob sie kommerziell bloggt oder nicht. Ich führe bewusst einen Blog ohne Kooperationen (obwohl ich immer wieder mal sehr ernsthafte Anfragen habe), weil mir die Kommerzialisierung meines Blogs einfach zu mühsam wäre. Habs mal probiert, vor 10 Jahren, einen Plus-Size-Blog. Nach einem Jahr war mir damit einfach nur langweilig. Immer nur ein Thema! Gähn!
Mein Blog ist für mich einfach eine Spielwiese. Ich probiere Themen aus, ich mache tabuisierte Themen bewusst zum Thema, um zu schauen wie die Menschen reagieren, ich nütze den Blog um für mich selbst Themen zu sammeln (meine Rezepte sind etwa meine persönliche Rezeptsammlung 🙂 da weiss ich immer, wo ich sie finden kann!) und manchmal schreibe ich einfach, weil ich andere Menschen Meinung hören will.
Klar will ich auch gelesen werden. Keine Frage. Allerdings mache ich mir dazu wenig Gedanken, habe auch keine Ziele, keinen Redaktionsplan oder ähnliches.
Außerdem bin ich eine emotionale Schreiberin, ich schreibe was mir auf der Zunge liegt und mich persönlich gerade interessiert. Sponsored Posts zu schreiben ist deshalb einfach nicht mein Ding. Zu viel Arbeit! Da könnte ich ja gleich einfach irgendwo als Texterin anheuern.
Und ich muss zugeben, es gibt tatsächlich auch nur noch wenige kommerzielle Blogs, die ich lese. Wenn sich ein Outfit-Post an den anderen reiht, ein Produkttest an den anderen, dann wird ein Blog einfach beliebig. Für mich. Da kann er aus kommerzieller Sicht noch so erfolgreich sein. Ich lese aber auch keine Frauenzeitschriften mehr 🙂 aus dem gleichen Grund!
Ob kommerzieller Blog oder privater Blog – es sollte das Bloggen vor allem Spaß machen 🙂
Lieben Gruß
Sonja
Liebe Sonja, herzlichen Dank für dein schönes Feedback! Im Prinzip halte ich es ähnlich wie du, auch wenn ich mit Bloggen Geld verdiene. Ich schreibe nur über die Themen, die mich interessieren. Ich nehme nur Kooperationen an, bei denen ich spontan “Kopfkino” habe, denn plumpe Werbepostings oder vorformulierte Texte gibt es bei mir nicht. Storytelling ist mein oberster Anspruch, und inzwischen auch mein Markenzeichen – eben auch bei Sponsored Posts. Ja, das ist aufwendig, und daher finde ich es völlig in Ordnung, dass ich bezahlt werde. Wenn ich einen Durchhänger habe, krank bin oder Privates gerade wichtiger ist, gibt’s eben auch mal keinen Blogpost. Schlimm finde ich “Notpostings”, bei denen man genau merkt, dass demjenigen Blogger mal nichts eingefallen ist, aber Hauptsache kein Leerlauf an den festen Tagen. Und ob jemand professionell bloggt, oder bloß aus Spaß – wobei sich beides nicht ausschließen muss – das muss jeder selbst entscheiden. Ich lese dein Blog gerne. Lösch die Meckerer und gut is! 😉 Liebe Grüße, Valérie