Interview: “Ich bin Vegetarierin aus ethischen Gründen”

Vor der Völlerei an Weihnachten möchten viele Menschen ernährungstechnisch ein wenig kürzertreten. Auch ich hole in der Vorweihnachtszeit gerne mal die vegetarischen Kochbücher hervor und koche fleischlos.

Meine liebe Bloggerkollegin Christina kenne ich seit Anfang des Jahres, als ich sie mit Ihrem Blog Mamlo Connection für den Liebster Award nominierte. Sie stellte ihre Ernährung komplett auf vegetarisch um, und das aus folgenden Gründen:

Du bist Vegetarierin. Wann und warum hast Du angefangen, Deine Ernährung umzustellen?

Ich bin sozusagen Vegetarier-Anfänger, ziemlich genau seit dem 15. Mai 2014. Das weiß ich so genau, weil mich die Entscheidung dazu überkommen hat, als wir an unserem 10. Hochzeitstag in unserer Hochzeits-Location essen waren und ich das Hühnchen auf dem Caesar-Salad nicht mehr essen konnte. Warum? Die formale und kurze Antwort lautet wohl “aus ethischen Gründen”. Ich hatte einige Tage zuvor endlich mal den Mut, mir eine Berichterstattung über Tiermast anzuschauen und nicht umzuschalten.

Ist es kompliziert, sich vegetarisch zu ernähren? Auf welche Nahrungsmittel verzichtest Du?

Also da muss ich etwas differenzieren. Hier in Deutschland ist es nicht schwierig, sich vegetarisch zu ernähren, aber im Urlaub in Japan war es quasi unmöglich, weil dort das “Problem” gar nicht bekannt ist. Auf meine Frage im Restaurant kam entweder die Aussage “Das ist kein Fleisch, das ist Schinken” oder “Shrimps” oder “Fisch”, weshalb ich es dann mit “ich esse keine Tiere” versucht habe. Aber dann kam nur die Frage “warum?” Also bin ich dazu übergegangen, das sichtbar Tierische vor dem Essen herauszusuchen. Hier in Deutschland ist es eigentlich kein Problem, ich würde mir aber wünschen, dass einfach auf Lebensmitteln oder Speisekarten draufsteht, ob es für Vegetarier geeignet ist. Und damit zum zweiten Teil der Frage, ich möchte keine Lebensmittel mehr essen, die von toten Tieren stammen.

Was isst Du zum Frühstück?

Alles, was ich vorher auch gegessen habe. Ich war schon immer der Bircher-Müsli-Typ. Müsli oder Haferbrei mit Zimt könnte ich immer essen, oft gibt es auch einen grünen Smoothie (aber auch das schon länger als ich Vegetarier bin).

Es gibt ja unterschiedliche Formen des Vegetarismus. Allen gemein: Man isst kein Fleisch und keinen Fisch. Manche essen dennoch Lebensmittel, die vom lebenden Tier stammen, wie zum Beispiel Eier, Milch und Honig. Wie hältst Du das?

Also da ich “nur” vegetarisch und nicht vegan lebe, esse ich nichts von toten Tieren, das heißt, auch nicht die Gummibärchen mit Gelatine. Und das war das eigentlich Überraschende: Wenn man sich mal die Zutatenlisten der Fertigprodukte durchliest, und feststellt, wo überall “Tier” drin ist. Allerdings muss ich ergänzen, dass ich bemüht bin, die Produkte von lebenden Tieren möglichst nur noch aus Bio-Landwirtschaft zu kaufen. Das ist der wirklich schwierige Teil, weil die übrige Familie nicht vegetarisch lebt und nicht alles, was “Bio” ist, auch wirklich gut schmeckt. Nur BiFi schmeckt halt wie BiFi.

Ist die vegetarische Küche nicht teuer und aufwendig?

Also es kommt darauf an, was man so kocht, aber ein Sonntagsbraten ist ja auch länger im Ofen, als eine Bratwurst in der Pfanne. Meistens koche ich ein Gericht für die ganze Familie (zum Glück alle Gemüseesser) und ergänze dann um Fleisch, beziehungsweise Tofu. Ja, man muss manchmal zwei Pfannen spülen, aber oft kommt es auch vor, dass die Kinder mir dann den Tofu oder Käse wegessen.

Was ist das Wichtigste bei der Zubereitung von vegetarischen Gerichten?

Dass kein Fleisch drin ist!

Welche(s) Nahrungsmittel vermisst Du am meisten? Passiert Dir nie ein Ausrutscher?

Eindeutig Salami! Aber bewusst habe ich in den letzten fünf Monaten nichts gegessen, bis auf das, was ich ich Japan nicht eindeutig herausfinden, beziehungsweise -suchen konnte.

Hast Du zusätzlich zur Ernährung auch noch anderes im Leben umgestellt? Zum Beispiel mehr Sport?

Nein, ich bin ja vorher schon für mein Leben gerne und viel gelaufen, aber wenn man sich mit den Inhaltsstoffen auseinandersetzt, alleine, weil man sich die Zutaten-Listen durchliest, isst man etwas bewusster.

Merkst Du Veränderungen, seit Du Dich vegetarisch ernährst?

Mir geht’s genauso gut wie vorher.

Du bist verheiratet, hast Kinder. Wie hat Deine Familie auf die Ernährungsumstellung reagiert?

Sagen wir mal “interessiert”, wobei mein Mann quasi seit der Entscheidung für sechs Monate in Japan lebt – was aber nicht ursächlich zusammenhängt. Während der Japan-Reise hat ihn das Thema mehr beschäftigt als mich. Die Kinder sind neugierig und liberal.

Ernährt sich Deine Familie auch vegetarisch oder kochst Du, zum Beispiel für die Kinder, weiterhin “normal”?

Für die Kinder gibt es natürlich weiterhin “normales” Essen, das sollen sie wirklich für sich selbst entscheiden, wenn sie alt genug sind. Aber da sie gerne alles ausprobieren, gibt es auch mal etwas rein Vegetarisches.

Hast du an Gewicht verloren, seitdem Du Dich vegetarisch ernährst?

Wenn, dann habe ich Gewicht verloren, weil ich momentan befristet alleinerziehend bin und nicht zum Essen komme. Wenn ich aber mit meinem Mann ab Dezember wieder am Wochenende mit Käse-Fondue und Rotwein in der Küche sitze, wird das alles nachgeholt.

Nimmst du zusätzlich Vitamine etc. zu dir? Wenn ja, welche?

Für die Eisenversorgung habe ich mir Spirulina-Algenpulver besorgt – ein Teelöffel fürs Gewissen jeden Tag in den grünen Smoothie.

Wie machst du das, wenn du mal auswärts essen musst?

Also in unserer Bürokantine gibt es jeden Tag ein vegetarisches Gericht und ein tolles Salat-Buffet. Die lieben Freunde sind sehr bemüht mich gut zu versorgen und ansonsten sage ich einfach, dass ich gerne eine vegetarische Alternative hätte. Das ist ja nicht mehr so etwas Besonderes wie vor 20 Jahren.

Wie reagiert deine Umwelt darauf, dass Du Dich jetzt vegetarisch ernährst? Gibt das manchmal Probleme?

Probleme nicht wirklich, über manche Vegetarier-Witze kann ich gut lachen, besonders wenn sie von lieben Freunden kommen, die das sonst respektieren und ehrlich interessiert sind. Aber bei manchen Kommentaren oder Fragen fällt mir nichts mehr ein, wenn sie besonders weltfremd oder naiv sind. Aber die kann ich ja dann in meinen Blog-Beiträgen verarbeiten.

Hast Du nicht manchmal doch Lust auf Fast Food, wie Burger, Currywurst oder Döner?

Burger mochte ich noch nie und Currywurst und Döner gibt es tatsächlich sehr lecker in der vegetarischen Ausführung. Das Einzige, was mir wirklich wirklich fehlt, ist und bleibt Salami – zum Wein, auf der Pizza, auf dem Baguette-Brötchen… Manchmal rieche ich im Kühlschrank dran, aber vielleicht erfinde ich ja selber mal eine gute vegetarische Alternative.

Hast du Buchempfehlungen für vegetarisch Interessierte?

Ehrlich gesagt habe ich das für mich sehr intuitiv entschieden, ganz ohne mich mit Literatur vorzubereiten. Nachdem ich mich “geoutet” hatte, hat mich dann aber ein Arbeitskollege mit zwei sehr interessanten Büchern versorgt, die ich nach meiner Entscheidung auch ohne Gewissenskonflikte lesen konnte und die ich wirklich empfehlen kann:

• Tiere essen von Jonathan Safran Foer
• Anständig essen: Ein Selbstversuch von Karen Duve

Bitte verrate uns Deine Lieblings-Blogs und Websites für vegetarische Ernährung

• KrautKopf – Ausgefallene Rezepte und tolle Fotos
• flowers on my plate  – Toll gestalteter Blog für Magen und Auge
• Vegetarierbund Deutschland – Offizielle Seite des Vegetarierbundes mit allen Informationen, die man als Vegetarier braucht

Was rätst du jemandem, der mit vegetarischer Ernährung anfangen will?

Einfach anfangen!

Kannst du uns ein einfaches Rezept zum Ausprobieren verraten?

Da ich ja mit dem Ausprobieren selber wirklich am Anfang stehe, habe ich bei mir im Blog eine Rubrik Vegetarisch für Anfänger eingeführt und eines der ersten Rezepte, die ihr dort findet, und das auch wirklich familientauglich und schnell zubereitet ist, ist die Bunte Gemüsesuppe mit gebratenem Tofu.

Danke für das Interview, liebe Christina!

Wie ernährt ihr euch? Könntet ihr euch vorstellen, vegetarisch zu leben? Dann hinterlasst hier einen Kommentar – ich bin gespannt!

Christina von Krosigk: zur Person

Christina von Krosigk ist Jahrgang 1977, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Die Wirtschaftsjuristin eines DAX-Unternehmens bloggt in ihrer Freizeit unter dem Namen Mamlo Connection Homemade & Home Life über Homemade-Ideen, Rezepte und Familienanekdoten. Japan ist zurzeit das bevorzugte Familien-Reiseziel und auch Blogthema, da Ihr Mann dort eine Zeit lang arbeitet. Ansonsten lebt die Familie „in einem wunderschönen Dorf ganz im Norden des Ruhrgebiets an der Grenze zum Münsterland“.

** Alle Fotos mit freundlicher Genemigung von ©Christina von Krosigk