Sie moderiert seit 20 (!) Jahren „Extra“ bei RTL und veröffentlichte vor kurzem ihr Buch “Es darf gern ein bisschen mehr sein!”
Birgit Schrowange, 56, ist eine Frau, die polarisiert. Gutaussehend, erfolgreich und weiblich? Das ist verdächtig!
So schrieb Die Welt jüngst verwundert (27.10.14) „Sie verleiht dem Boulevard die Ernsthaftigkeit des Politischen“ und selbst die FAZ (26.10.14) kommt an ihr nicht vorbei und banalisiert: „Birgit Schrowange kann so lustig schnaufen. … Jubiläum beim Privatsender: Das Kraut-und-Rüben-Magazin „Extra“ von RTL und dessen Dauermoderatorin Birgit Schrowange sind jetzt zwanzig Jahre lang auf Sendung. Wir machen den Unverwüstlichkeitstest“. Der Kölner Stadt Anzeiger ätzte gar (28.08.14) „Das Buch von der Ex vom Lanz“.
Was auffällt: Die wenig wertschätzenden Kommentare stammen allesamt von Männern! Erfolgreiche, gutaussehende und selbstbewusste Frauen sorgen bei den meisten von ihnen scheinbar immer noch für Verunsicherung. Ein Phänomen, das neben Birgit Schrowange auch andere Frauen nur zu gut kennen.
Es wird also Zeit, mal etwas näher hinzuschauen. Beim Adonia Event traf ich im Interview auf eine überraschend offene, herzliche und sympathische Birgit Schrowange, die auch mal Tacheles redet:
Wie ist Birgit Schrowange denn nun wirklich? Ein Interview.
Frau Schrowange, Sie haben kürzlich ein Buch veröffentlicht: “Es darf gern ein bisschen mehr sein!” Wovon darf es für Sie ein bisschen mehr sein?
Mehr sein darf es für mich immer bei gutem Essen. Ich liebe zum Beispiel Pflaumenkuchen. Und ich finde, Frauen sollten generell mehr in ihrem Leben wollen: sich einfach mal gönnen, worauf sie Lust haben, ihre Träume verfolgen und das machen, was sie glücklich macht. Ich singe zum Beispiel unheimlich gerne, und darum gibt es in meinem Buch auch eine CD mit 3 Songs. Einige werden jetzt sagen: “Gott, jetzt singt die auch noch …”, aber das ist mir egal. Ich habe Gesangsunterricht genommen und es macht mich glücklich. Ich finde, das hört man auch.
Außerdem versuche ich, Frauen in meinem Buch ein paar Tipps mitzugeben. Ich bin ja selber alleinerziehende Mutter und weiß, wie schwer das ist. Frauen sollten generell etwas egoistischer sein und mehr an sich denken, sich ihre Selbstständigkeit bewahren. Nicht mehr das Heimchen am Herd spielen, das Karl-Heinz die Hausschuhe bringt und bewundernd zu ihm aufsieht. Für mich war es immer wichtig, mein eigenes Geld zu verdienen und meine Selbstständigkeit zu bewahren. Ich finde, Frauen sollten sich nicht abhängig von ihrem Partner machen. Komischerweise gibt es gerade einen Trend, dass sich immer mehr Frauen einen reichen Mann suchen, der sie versorgt. Für mich wäre das nichts.
Viele Frauen haben das Gefühl, dass sie ab 40 für Männer auf einmal “unsichtbar” sind. Wie vermeidet man das?
Ja, das stimmt absolut. Also ich bin jetzt 56 und Single. In der Regel wollen 56-jährige Männer keine gleichaltrige Frau mehr. Gott sei Dank sind nicht alle Männer so, aber die meisten Männer gucken doch nach einer Jüngeren.
Die meisten Männer haben auch Probleme mit selbstbewussten Frauen, mit beruflich erfolgreichen Frauen. Wenn ich mich allein in meinem beruflichen Umfeld bei RTL umsehe, so haben die meisten Männer eine Frau zu Hause, die sich um die Kinder kümmert, Teilzeit oder gar nicht arbeitet und ihnen den Rücken freihält. Es fällt schon auf: die Karrieremänner haben alle Familie und Kinder, die Karrierefrauen meistens nicht. Aber diese Männer würde ich gar nicht wollen.
Ich würde nur einen Mann wollen, dem ich auf Augenhöhe begegnen kann. Und das heißt nicht unbedingt, dass er beruflich erfolgreich sein muss. Er muss aber Rückgrat haben, er muss Selbstbewusstsein haben, einen Job haben. Er muss auch nicht unbedingt viel Geld verdienen. Das ist für mich alles zweitrangig. ABER: Er muss damit umgehen können, dass ich in der Öffentlichkeit stehe und vielleicht auch mehr Geld verdiene als er. Leider haben circa 80% der Männer ein Problem damit. Die wollen den Frauen die Welt erklären und vertragen auch keine Kritik. Ich bin nicht der Typ Frau, der zu einem Mann aufsieht und sagt: “Du bist der Größte”. Das gleiche Problem haben auch einige Freundinnen. Eine ist Ärztin, eine ist Anwältin – alles Singlefrauen! Es gibt richtig gute Männer, aber die muss man erst mal finden, oder sich von Ihnen finden lassen.
Ab 40 ändern viele Frauen noch einmal etwas in ihrem Leben oder wagen einen beruflichen Neustart. Was war für Sie die bedeutendste Veränderung ab 40?
Ich habe mit fast 43 Jahren ein Kind bekommen. Das hat mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt. Ich habe dann weniger gearbeitet, eine Sendung aufgegeben. Das war für mich die einschneidendste Veränderung. Obwohl mir mein pubertierender Sohn momentan fürchterlich auf die Nerven fällt, ist er mein größtes Glück, und ich bin so froh, dass mir das Muttersein noch vergönnt war. Dafür bin ich sehr dankbar!
Sie sind jetzt 56, sehen aber locker 10 Jahre jünger aus. Was ist – neben ATHENA 7 MINUTE LIFT – Ihr bester Schönheitstipp für Frauen über 40?
Ich lebe einfach wahnsinnig gerne. Ich lache gerne, ich trinke auch mal ein oder zwei Gläschen, rauche auch ab und zu mal eine Zigarette. Und: Ich esse gerne! Man muss sich ab einem bestimmten Alter entscheiden, ob man Typ Ziege oder Kuh sein will, und ich habe mich für Kuh entschieden.
Meine Schönheitstipps? Ich habe mein Leben lang immer gute Kosmetika benutzt. Ich habe mich immer abgeschminkt, ich gehe regelmäßig zur Kosmetikerin. Eine meiner Freundinnen ist Hautärztin, von ihr lasse ich mir im Winter 2-3-mal ein Fruchtsäurepeeling machen und regelmäßig Dermabrasion. Und ich achte immer darauf, dass ich gut geschützt in die Sonne gehe. In meiner Generation hat man ja quasi auf der Sonnenbank geschlafen, und diejenigen, die das gemacht haben, denen sieht man das heute auch an.
Renée Zellweger war offensichtlich beim Schönheitschirurgen und sieht nun komplett verändert aus. Wie stehen Sie zu Schönheitsoperationen?
Ich finde die Veränderung der Renee Zellweger ganz schrecklich. Würdelos. Ansonsten differenziere ich das: Wenn jemand einen körperlichen Makel hat, mit dem er nicht leben kann, das kann ich verstehen. Aber ich kann nicht verstehen, dass man mit 60 aussehen will, wie mit 30. Oder dass die Frauen alle gleich aussehen wollen, mit kleinen Stupsnäschen und wulstigen Lippen.
Es gibt Schönheitschirurgen, die können einer Frau helfen, wenn sie überhaupt kein Selbstbewusstsein hat. Vielleicht, weil sie eine riesige Nase hat, oder abstehende Ohren. Ich kann auch verstehen, dass jemand mit einem riesigen Busen sich nach einer Brustverkleinerung wie erlöst fühlt. Meine Freundin hat das zum Beispiel machen lassen, und sie ist wie ein neuer Mensch. Sie geht ganz anders durchs Leben.
Was war die peinlichste Situation in Ihrem Berufsleben, und wie haben Sie sie gemeistert?
Während einer Anmoderation ist mir mal die Hose hinten gerissen, aber das hat die Maske schnell geflickt.
Apple und Facebook übernehmen die Kosten dafür, dass karrierebewusste Mitarbeiterinnen ihre Eizellen einfrieren und einlagern lassen können, um sie bei Bedarf Jahre später wieder auftauen zu lassen. Sie sind – wie ich – eine sogenannte “späte Mutter”. Was halten Sie davon?
Ich bin eine sehr späte Mutter. Bei mir gehen jetzt die Hormone runter, bei meinem Sohn gehen sie hoch. Ich: Wechseljahre. Er: Pubertät. Horror!
Aber dieses “Eizellen einfrieren” finde ich Scheiße. Entschuldigung, dass ich das jetzt so sage, aber die Firmen tun doch alles dafür, dass die Frauen keine Kinder kriegen, oder erst sehr sehr spät. Dabei sollten sie lieber dafür sorgen, dass in den Firmen Kinderkrippen sind, dass die Mütter die Mittagszeit mit ihren Kindern verbringen und abends mit ihnen gemeinsam nach Hause fahren können. Aber das macht fast keine Firma. Das ist schrecklich!
Hier in Deutschland bekommen die Armen viele Kinder und die ganz Reichen. Aber die Akademikerinnen, die bekommen keine Kinder mehr. Ich bin privilegiert. Ich konnte mir immer ein Kindermädchen leisten, sonst wäre das mit meiner Karriere wahrscheinlich auch nicht gegangen. Meine Kolleginnen, alles top ausgebildete Redakteurinnen, von denen hat keine einzige ein Kind! Man muss einfach dafür sorgen, dass gut ausgebildete Frauen auch Kinder bekommen können. Die Firmen machen sich das zu einfach. Warum kann man nicht beides haben?
Eines Ihrer Schönheitsgeheimnisse, das ATHENA 7 MINUTE LIFT, kennen wir ja nun. Aber Sie waren auch eine der ersten Frauen, die die “Bobfrisur” in Deutschland populär machte. Verraten Sie uns Ihren Friseur?
Das stimmt, ich komme immer wieder auf den Bob zurück. Ich gehe seit Jahren zu Peter von Vanity Hair in Köln. Er ist ein ganz Netter und schneidet wirklich top!
Liebe Birgit Schrowange, herzlichen Dank für das Interview!
Das Video zum Adonia-Event mit allen Bloggerinnen und Birgit Schrowange:
Genau so habe ich Birgit Schrowange auch empfunden, Valérie – ehrlich und sehr sympathisch, eine richtig tolle Frau! (Korrektur: 2 richtig tolle Frauen!!)
LG,
Annette | Lady of Style
*rotwerd* Und ich kenne gleich noch eine tolle Frau, liebe Annette <3
Liebe Valérie,
endlich ist es veröffentlicht, dein Interview mit Birgit Schrowange!
Und was soll ich sagen: Es ist umwerfend geworden! Frau Schrowange ist so, wie ich sie mir vorgestellt hatte und du hast deine Aufgabe mal wieder fabelhaft gemeistert.
Ein ganz toller Beitrag mit zwei ganz tollen Frauen. Kann mir gut vorstellen, dass ihr beiden euch gut verstanden habt!!!
Es ist immer wieder in Genuss deine Beiträge zu lesen!
Ganz liebe Grüße!
Yvonne
PS: R. hat das Interview auch mit gelesen und ist ebenfalls begeistert!!!
Toll liebe Valerie, ich bin begeistert. Gruss, Mapa
Liebe Valérie!
Ein ganz ehrliches, tolles Interview, in dem auch mal “Scheiße” gesagt wird. Super!
Ich hab es sehr, sehr gerne gelesen – und freue mich jetzt schon (nicht) auf die Kombi Wechseljahre und Pubertät.
xx
Jenny
ich mag Birgit Schrowange, obwohl ich sie als ein wenig als unnahbar empfinde. Aber das hat vielleicht mit dem Job der Moderatorin zu tun. Da hat sie eben eine bestimmte Art. Sie ist nicht der Kumpeltyp a la Schöneberger. Bei mir hat sie noch mehr an Pluspunkten gewonnen, weil sie niemals auch nur ein böses Wort über ihre Männer verloren hat. Keine Bilder des Sohnes und auch über dessen Vater nur gut gesprochen. Das ist nicht selbstverständlich wie man so gerne liest!
Wirklich eine tolle Frau und meine Güte: 56????!!!!!
Ja, sie sieht beneidenswert jung aus und ist bei weitem nicht so unnahbar wie sie wirkt. Tolle Frau!
Danke für das interessante Interview. Das ist wirklich einer der Pluspunkte, das Artikel, die online erscheinen, ein bisschen rauer und direkter bleiben dürfen. Anders als in Frauenzeitschriften, wo alles sehr glatt gebügelt bei mir als Leserin ankommt.
Liebe Mathilde, freut mich, dass dir das Interview gefällt. Birgit Schrowange ist eine sehr direkte, offene Frau. Sie hat das Interview genau so genehmigt, wie es im Blog steht. Das traut sich nicht jede Person des öffentlichen Lebens, aber darum ist es auch so authentisch.